Lesung & Gespräch mit Stefan Weidner: IBN ARABI: Der Übersetzer der Sehnsüchte. Liebesgedichte aus dem arabischen Mittelalter

Musik: Majd Salloom (Ud) (Youtube)

Moderation: Malte Kleinjung

28. September 2017   I I  kunstbühne portstrasse I oberursel

Poesie genießt im arabischen Kulturraum ein hohes Ansehen. Vor allem das islamische Mittelalter war reich an herausragenden Dichterpersönlichkeiten. Um uns mit diesen lyrischen Schätzen bekannt zu machen, braucht es einen kundigen Mittler, der sprachliche und kulturelle Gräben zu überbrücken weiß. Der Islamwissenschaftler Stefan Weidner meistert diese Aufgabe, indem er nun – erstmals vollständig – die Lyrik Ibn Arabis in ein Deutsch auf der Höhe unserer Zeit übersetzte: Ibn Arabi wird 1165 in Murcia, im maurischen Spanien geboren. Nach einem reichen Leben als theosophischer Gelehrter und Reisender durch die gesamte arabische Welt stirbt er 1240 in Damaskus. Seine Verse stehen in der Tradition der sufistischen Mystik. Ihr Thema ist die Liebe. Die Liebe aber zu wem? Zu Gott?  Zur Geliebten?  Lustvoll und raffiniert spielt Ibn Arabi mit der Sprache und den strengen traditionellen Formen und changiert schillernd zwischen Erotischem und Spirituellem, überlagert irdisches mit  göttlichem Liebessehnen. Und wie Ibn Arabi virtuos das lyrische Handwerkszeug variiert, so nutzt auch Stefan Weidner für seine Übersetzung alle Möglichkeiten, die das Deutsche bietet, um zu zeigen wie modern und freigeistig diese Gedichte sind.

Moderiert von Malte Kleinjung vom Hessischen Literaturforum im Mousonturm, wird Stefan Weidner als Kostprobe aus den Sehnsuchts-Gedichten auf Arabisch und Deutsch rezitieren und in die Raffinessen der arabischen Dichtkunst einführen. Musikalisch begleitet ihn der syrische Ud-Spieler Majd Salloom, der auf begeisternde Weise orientalische und andalusische Klänge mischt und so den kulturellen Bogen zwischen Orient und Okzident hörbar macht.

Stefan Weidner, geb. 1967, lebt als Autor, Islamwissenschaftler und Übersetzer in Köln. Seit 2001 ist er Chefredakteur der vom Goethe-Institut herausgegebenen Kulturzeitschrift Fikrun wa Fann/Art&Thought. Er schreibt Essays, Buchkritiken  und Reiseberichte. Für seine Bücher hat er den Clemens Brentano-Preis, den August-Wilhelm Schlegel-Preis und den Paul Scheerbart-Preis erhalten. Seine Texte sind in viele Sprachen übersetzt, sein fundiertes Wissen über die arabischen Kulturen sehr gefragt.

Majd Salloom hat die Ud, die arabische Laute, im Alter von 8 Jahren entdeckt. Bis 2012 studierte er am Konservatorium in Damaskus. Seine musikalischen Kompositionen sind von andalusischen Einflüssen geprägt und bieten eine breite rhythmische Palette. Seine Technik besticht durch eine reiche, intensive Rhythmik. Majd Salloom lebt in Wetzlar. Gudrun Dittmeyer

Foto Stefan Weidner © Isabelle Preuß

Eine Veranstaltung in Kooperation mit der kunstbühne portstrasse und dem Hessischen Literaturforum in der Reihe „WortKlang“,  mit freundlicher Unterstützung der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen.