Die Herausgeberin Nicole Henneberg stellt diesen großartigen Berlin-Roman vor.

 23. Mai 2019 I Oberursel

Hier gibts was zu hören: Deutschlandfunk 13. Mai 2019

Gabriele Tergits Familienchronik „Effingers“ – eine Wiederentdeckung aus dem Jahr 1951, neu aufgelegt bei Schöffling – ist eine große Hommage an das vielfältige jüdische Leben in Berlin zwischen der Reichsgründung 1871 und seiner nahezu völligen Auslöschung zu Beginn der 1940er Jahre. Mit der Beobachtungsschärfe und dem Esprit einer ehemaligen Journalistin der Weimarer Republik erzählt Tergit mit viel Herz die Schicksale ihrer Protagonisten, ihr Ausgeliefertsein an die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklungen. „Es gibt keinen anderen Roman, der das untergegangene Berlin und die Welt der jüdischen Berliner literarisch rettet. Er ist von einer verstörenden Wahrhaftigkeit.“, so Jens Bisky. Tergit nutzt den Roman gleichsam als Aufbewahrungsgefäß, als Archiv der untergegangenen jüdischen Welt: Viel Raum gewährt sie den genauen und detailreichen Beschreibungen der Wohnarchitektur, der Interieurs, der Moden und Essgewohnheiten.

FOTO© Jens Brüning c/oSchöffling Verlag

Gabriele Tergit (eigentlich Elise Hirschmann, 1894-1982) arbeitete als Journalistin und Gerichtsreporterin. Ihr Roman Käsebier erobert den Kurfürstendamm, 1932 erschienen, wurde innerhalb kürzester Zeit zum Bestseller.  Als in der Nacht ihres 39. Geburtstag, vom 4. auf den  5. März 1933 ihre Wohnung von SA-Leuten überfallen wurde, floh Tergit zunächst ins tschechische Riesengebirge. Einige Zeit verbrachte sie mit ihrem Ehemann in Palästina, ab 1938 lebte sie in London. Hier entstand der Großteil ihres Familienromans „Effingers“, der eng an Tergits eigene Familienbiographie geknüpft.

Dr Kata Bohus (Jüdisches Museum Frankfurt) im Gespräch mit Nicole Henneberg, freie Autorin und Literaturkritikerin und seit 2016 Herausgeberin der Werke von Gabriele Tergit bei Schöffling: Bisher sind erschienen: Tergits Erinnerungen: „Etwas Seltenes überhaupt“, „Käsebier erobert den Kurfürstendamm“, „Der alte Garten“ und „Der glückliche Gärtner“. Weitere Titel folgen.

Es liest Birgitta Assheuer Sprecherin in Kultur- und Literatursendungen des Rundfunks,  bei Musik- und Literaturfestivals, in Kino- und Fernsehdokumentationen sowie in Hörbuchproduktionen.(Gudrun Dittmeyer)

Gabriele Tergit 1928  FOTO© Jens Brüning c/oSchöffling Verlag

Birgitta Assheuer Foto©Alexander Paul Englert

Die Lesung ist Teil der Oberurseler Literaturtage „was uns bewegt“ vom 23. – 26. Mai 2o19.